Nachdem die Fohnsdorfer Aqualux Therme seit geraumer Zeit für negative Schlagzeilen sorgt, ist nun auch die Bad Gasteiner Felsentherme von existenziellen Finanzsorgen betroffen. Die Therme Loipersdorf hat ebenfalls einen enormen Schuldenberg angehäuft. Die Parktherme in Radkersburg hat mächtig in die Zukunft investiert – und ist dabei auf eine kräftige Finanzspritze durch das Land Steiermark angewiesen. Das Kuriose daran: Obwohl der Markt gesättigt zu sein scheint, werden weitere Thermen eröffnet. Diese üben selbstverständlich einen zusätzlichen Druck auf die bereits bestehenden Heilbäder aus.
Immer mehr Thermen in Finanznöten
Andreas Kreutzer, der seit nunmehr zehn Jahren das Wirtschaftsgeschehen um die Thermen analysiert, hat die derzeitige Lage der österreichischen Heilbäder näher unter die Lupe genommen. Gegenüber der Tageszeitung Der Standard erläutert er die Gründe für die roten Zahlen vieler Thermen. Dabei merkt der Marktforscher besonders an, dass meist jene Thermen, die stark mit den Gemeinden verwoben sind, am meisten mit Finanznöten zu kämpfen haben. Daher hält Kreutzer auch den Plan, die Bad Gasteiner Felsentherme durch Gemeindemittel zu retten, für keine gute Idee. „Das sind Beruhigungspillen, die nichts verbessern“, sagt er allgemein über Gemeindehaftungen und kommunale Führung der Heilbäder.
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Doch Kreutzers Vorschlag, zahlungskräftige Investoren ins Boot zu holen, lassen sich schwerlich realisieren. Der Vorsitzende der Tourismusorganisation Thermenland, Franz Rauchenberger, weiß, dass private Interessenten äußerst rar sind. Er hält außerdem dagegen, dass die Thermen von den Ländern und Gemeinden auch als Investitionen in den gesamten Tourismus der Region gesehen werden können. Doch laut Kreutzer stehen die Kapazitäten in keinem Verhältnis zur Gästezahl, die durchschnittlich nur zu etwa 70 Prozent ausgelastet sind. Auch wenn die Zahl der Eintritte in Österreichs Thermen jährlich um etwa zwei Prozent steige, so werden die Besuche immer kürzer, betont der Marktforscher. Besonders wichtig findet Kreutzer, neue Nischen zu entdecken und nicht, wie fast jede Therme Österreichs, auf den Rundum-Sorglos-Familienurlaub zu setzen. Schließlich kann man Wellnessurlaub und Entspannung in den öffentlichen Thermen kaum noch finden, da es hier zu laut und zu unruhig ist. Viele Gäste weichen dann auf exklusive Wellnesshotels aus. Kreutzer empfiehlt, einzelne Zielgruppen stärker anzusprechen – und dafür auf Familien mit Kindern zu verzichten. Denn mit neun von zehn Heilbädern, die auf Familienerlebnisse im Thermenurlaub ausgerichtet sind, ist der Markt – nach Kreutzers Aussagen – bereits übersättigt.